Biobasierte Rohstoffe – auf den Ursprung kommt es an
Biobasierte Rohstoffe werden seit Menschengedenken eingesetzt und waren wichtige Wegbereiter für den Erfolg der Petrochemie. Auch als petrochemische Rohstoffe immer vielfältiger wurden, konnten biobasierte Rohstoffe aufgrund ihrer Performance nicht vollständig ersetzt werden. In den letzten Jahren ist das Interesse an biobasierten Rohstoffen wieder gewachsen. Die Klimakrise und die endliche Ressource Rohöl beschleunigen diesen notwendigen Paradigmenshift. Mit Hinblick auf die Eindämmung des Klimawandels ist es auch bei den biobasierten Alternativen wichtig darauf zu achten, dass ihr Einsatz den CO2-Fußabdruck reduziert.
Die Sojaproduktion ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Vor allem getrieben durch den steigenden Fleischkonsum und die dadurch entstehende höhere Nachfrage an eiweißhaltigen Futtermitteln, in Form von Sojaschrot. Um diesen Bedarf zu decken, wird kostbarer Regenwald abgeholzt. Die Umwandlung der Waldflächen setzt immense Mengen Treibhausgase frei. Durch die sinkenden Flächen kann außerdem weniger CO2 gespeichert werden. Besonders der Konsum von Rindfleisch, Palmöl, Kakao und Kaffee in der Europäischen Union und anderen Industriestaaten treibt die Entwaldung und die Waldschädigung weltweit voran. Die Europäische Union will dem Einhalt gebieten, indem Rohstoffe und Produkte, die zur Entwaldung beitragen, nicht mehr auf den Markt gebracht werden dürfen.
Am 31.05.2023 wurde die EU-Entwaldungsverordnung EU 2023/1115 veröffentlicht und wird ab dem 30.12.2024 in Kraft treten. Sie verpflichtet die Marktteilnehmer die gesamte Lieferkette entwaldungsfrei zu gestalten und dies durch Dokumentation sicherzustellen. Wir bieten bereits heute entwaldungsfreie Polyole, epoxidierte Öle und deren Ester an. Dafür verarbeiten wir Sojaöl, welches durch die Round Table on Responsible Soy (RTRS) Association zertifiziert wurde, zu Merginol-und Merginat-Produkten. Diese Zertifizierung stellt den Anbau der Sojapflanzen auf nicht nach Dezember 2020 gerodeten Flächen sowie die Einhaltung verantwortungsvoller Arbeitsbedingungen und landwirtschaftlicher Praktiken entlang der Wertschöpfungskette sicher. Darüber hinaus bieten wir eine „new environmental option“ Qualität für alle Sojaöl basierten Produkte an. Bei unserer neo-Qualität setzen wir auf eine regionalere Beschaffung und Verarbeitung. Die Merginat neo und Merginol neo Produkte werden in einem Batch-Prozess hergestellt, bei dem in Deutschland produziertes Sojaöl verwendet wird. Die eingesetzte Saat stammt aus europäischem Anbau. Zusammen mit kürzeren Transportwegen werden die Emissionen derart reduziert, dass europäisches Sojaöl nur ein Drittel der Emissionen in Form von CO2-Äquivalenten im Vergleich zu nicht-zertifiziertem, internationalen Sojaöl verursacht.
Sojaöl ist per se ein wichtiger CO2-Speicher. Die Sojapflanze wandelt während des Wachstums CO2 zu Biomasse um (siehe Abb.). Bei fossilem Öl fand dieser Prozess vor über 60.000 Jahren statt. Am Lebensende von Produkten auf petrochemischer Basis wird dieses CO2 wieder freigesetzt. Da in den vergangenen Jahrzehnten mehr CO2 in die Erdatmosphäre freigesetzt als gebunden wurde, erwärmt sich die Erde. Die Verwendung biobasierter Rohstoffe als chemische Bausteine trägt dazu bei, jetzt das CO2 aus der Atmosphäre zu speichern. Damit ist die stoffliche Nutzung biobasierter anstatt petrochemischer Rohstoffe ein zentrales Element der Decarbonisierung.
Die Hülsenfrucht Soja hat mit ca. 80 % einen hohen Schrotanteil. Sojaschrot enthält viel hochwertiges Eiweiß und ist damit eine wichtige Proteinquelle für Nutztiere. Durch Extraktion kann ca. 20 % Öl aus der Sojabohne gewonnen werden. In der Europäischen Union werden 53 % des Sojaöls für Nahrungsmittel, 43 % für Biodiesel und nur 4 % für industrielle Anwendungen genutzt. Vereinzelt wird befürchtet, dass bei stofflicher Nutzung für industrielle Anwendungen die Ressourcen nicht mehr für die für Nahrungsmittelproduktion ausreichen. Im Gesamtbild ist die stoffliche Nutzung der energetischen vorzuziehen, weil über einen Lebenszyklus bei der stofflichen Nutzung das CO2 länger gespeichert wird. Der Einsatz von biobasierten Rohstoffen auf Basis von Lebens- und Futtermitteln wird in der Studie der Renewable Carbon Initiative “Use of food and feed crops for bio-based materials and the related effects on food security.“ im Detail diskutiert.
Wir als HOBUM produzieren seit über 60 Jahren als familiengeführtes Unternehmen in Hamburg neuartige, biobasierte Materialien aus Pflanzenölen für Anwendungen in unterschiedlichen Bereichen. Formulierungen mit diesen biobasierten Produkten erfüllen höchste Anforderungen, welche teilweise mit petrochemischen Bausteinen nicht erfüllt werden können. Durch die Kombination von definiert eingeführter Reaktivität und der natürlichen Hydrophobie ergibt sich ein großer und flexibler Baukasten mit Werkzeugen, um die gewünschten Eigenschaften zu erfüllen oder zu übertreffen. Die Modifikationsmöglichkeiten sind noch lange nicht erschöpft.
Bei Fragen zu epoxidierten Estern und Ölen sowie Polyolen aus entwaldungsfreiem Sojaöl wenden Sie sich gerne an Jan-Domenic Urbas, Technical Product Manager, jurbas@hobum.de.
Autorin: Elisabeth Meints, Technical Marketing Manager